Wir haben keine Erde in Reserve
Mut zu konkreten Schritten gefordert
Unter der Überschrift „Lebensmittelverschwendung stoppen!“ haben sich rund 50 Frauen in der Katholischen Landvolkhochschule (KLVHS) Oesede am 18. März mit den Ursachen von Lebensmittelverschwendung befasst. Eingeladen hatte KLVHS-Referentin Mechthild Husmann zum inzwischen schon traditionellen Landfrauentag.
Verena Exner von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt stellte das Problem der Lebensmittelverschwendung in einen globalen Zusammenhang. |
Verena Exner, Referatsleiterin Umweltkommunikation bei der Deutschen Bundesstiftung (DBU) Umwelt, machte in ihrem Beitrag deutlich, es gebe „keine Erde in Reserve“. Angesichts der in einigen Bereichen bereits überschrittenen Belastungsgrenzen der Erde müsse konsequent gehandelt werden. Die Verminderung von Lebensmittelabfällen sei dafür ein wichtiger Baustein. „Wenn es um die Behandlung von zentralen Problemen geht, zeigt man gern mit Schuldzuweisungen aufeinander“, so Exner. Viel wichtiger sei es, „vor der eigenen Tür zu kehren“ und Mut zu zeigen, Dinge einfach mal auszuprobieren.
Peter Klösener, Koordinator des bundesweiten Projektes „Mittel zum Leben“ informierte über die Ursachen der Lebensmittelverschwendung und zeigte Lösungswege auf. |
Wie das konkret aussehen kann, stellte Peter Klösener vor. Er koordiniert das bundesweite Projekt „Mittel zum Leben“, das mit Unterstützung der DBU durch den Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum getragen wird. „Wir können es uns nicht leisten, ein Drittel der Lebensmittel wegzuwerfen“, machte Klösener deutlich. „Jeder von uns hat es in der Hand, verantwortlich mit Lebensmitteln umzugehen“, so Klösener. Nur so viel einkaufen, wie auch benötigt werde und den Teller am Buffet nicht voller machen, als der Magen verkraften könne, sei eigentlich ganz einfach. Deshalb wolle man mit dem Projekt „Mittel zum Leben“ die Gäste der Bildungszentren sensibleren und in Bildungsveranstaltungen Tipps geben.
Lara Fiedler (links) und Franziska Blickle von Foodsharing Lingen stellen das System öffentlicher Kühlschränke als „Verteiler“ vor.. |
Wie die Initiative Foodsharing funktioniert, die mit vielen Ehrenamtlichen öffentliche Kühlschränke zur Weitergabe von Lebensmittelresten aufstellt, berichteten Lara Fiedler und Franziska Blickle von Foodsharing Lingen. Foodsharing stehe für die Wertschätzung von Lebensmitteln. Man suche dafür auch noch öffentliche Standorte, an denen Kühlschränke und Regale als „Verteiler“ aufgestellt werden könnten. Hier würden dann übrig gebliebene Lebensmittel aus dem Handel oder von Privatpersonen hineingegeben. Jeder habe die Möglichkeit, sich daraus zu bedienen, um die Entsorgung von Lebensmitteln zu verhindern.
Ulrike Kornhage, Hauswirtschaftsleiterin der KLVHS Oesede, zeigte auf, welchen Problemen sich die Gemeinschaftsverpflegung beim Umgang mit Lebensmitteln ausgesetzt sieht. „Viele Hygienerichtlinien erschweren den achtsamen Umgang mit Lebensmitteln“, beklagte Kornhage. Die Androhung rechtlicher Konsequenzen führe dann oft dazu, dass Speisen im Zweifelsfall weggeworfen würden. Vieles könne aber schon bei der Vorbereitung berücksichtigt werden. Wer eine Veranstaltung plane, solle sich auch schon Gedanken um die Verwendung von Resten machen. Außerdem müsse nicht so viel Essen vorbereitet werden, „dass sich die Tische biegen“.
Dass die Befassung mit dem Problem der Lebensmittelverschwendung auch kreativ geschehen kann, zeigte das Improvisationstheater Ratzfatz aus Münster.
Auf der Grundlage der verschiedenen Impulse diskutierten die Teilnehmenden im Anschluss, wie jeder persönlich zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen beitragen kann. So könne man als Kunde im Einzelhandel bewusst den Apfel mit einer Druckstelle nehmen, damit er nicht am Abend im Container lande. Oder beim Einkauf von Frischeprodukten seien die zu bevorzugen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum schon morgen abläuft, wenn der Verzehr sowieso kurzfristig geplant sei. Verbände seien dazu aufgerufen, das Problem der Lebensmittelverschwendung öffentlich zu machen und auch ihren politischen Einfluss zu nutzen.
Dem Problem der Lebensmittelverschwendung werde man sich auch weiterhin widmen, hob Projektkoordinator Klösener hervor. Das beinhalte auch die Diskussion von Hygienevorgaben mit der Politik. Da gebe es in der Gemeinschaftsverpflegung oft große Unsicherheiten, was erlaubt und was nicht erlaubt sei. Es seien mutige Schritte gefordert, um mit Lebensmitteln sorgsamer umzugehen.